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Passive und simple Hydrokultur mit Blähton - Eine Einführung für Hydroponik-Anfänger [Anleitung] - SLRPNK
slrpnk.netHydroponik wirkt für Viele, insbesondere Anfängern, immer noch sehr
abschreckend, während normale Erde oder Kokosfasern als “einfach” gelten. Heute
aber will ich eure Meinung zu dem Thema grundlegend ändern. Denn ich stelle euch
ein viel zu unbekanntes hydroponisches System vor, das nicht nur für quasi ALLE
Pflanzen, egal ob Hanf, Orchideen, Kakteen, Tomaten, Ingwer, oder allem
dazwischen, geeignet, sondern zudem total simpel und passiv ist. Es ist quasi
ein Hybrid aus Erde und Hydro. Von der Funktionsweise und Vorteilen ist es exakt
wie Hydroponik, aber vom Handling her kommt es nah an Erde oder Coco ran.
Dabei ist es eigentlich total idiotensicher und wartungsarm, da es weder
fehleranfällige Pumpen, noch regelmäßiges Gießen erfordert. Ich muss zugeben,
dass LECA (Lightweight Extended Clay Aggregates, aka. Hydroton, aka. Blähton,
aka. Was-Auch-Immer) in den letzten Monaten mein weirdes seltsames Steckenpferd
war, und ich in dieser Zeit, nun…, ein “bisschen” Wissen angehäuft habe. Nur ein
bisschen, ich schwörs…
Dieses Wissen und Begeisterung will ich mit euch teilen. Deshalb könnte ich den
Post hier locker 10x länger machen als er jetzt ist, und ich habe immer noch
nicht alles gesagt. Genau das spare ich mir hier. Wenn ihr also irgendwelche
Fragen habt, egal was, schießt los. Egal, ob es um die Schüttdichte, Anzucht,
Maintenance, Hersteller, oder was auch immer geht. Falls ihr die Hydrokultur
dann wirklich probieren wollt, seid ihr mit meinem Guide für’s erste halbwegs ok
aufgehoben, aber ein wenig mehr einlesen schadet bestimmt nicht ;) Besonders,
wenn ihr zuvor nie mit Hydro Kontakt hattet.
# Was ist Blähton?
[https://slrpnk.net/pictrs/image/61af4680-4d3e-43f0-9aef-6cfb9ece92da.jpeg]
Viele kennen diese kleinen Tonkügelchen bestimmt nur als Drainagematerial, aber
tatsächlich ist es auch ein absolut krasses Medium für Hydroponik. Warum also
eignet er sich so gut für den Anbau von Pflanzen? Schauen wir ihn uns doch mal
kurz unter dem Mikroskop an.
[https://slrpnk.net/pictrs/image/f52a1bf7-9130-4da4-834d-bfb7e803cf18.jpeg] Wie
man sieht, besteht Blähton zum Großteil aus Hohlräumen. Diese können sowohl
Feuchtigkeit, als auch Luft einschließen. Viele Leute denken, Blähton sei ein
Wasserspeicher. Ist er aber nicht. Bei einem kleinen Test konnte ich
herausfinden, dass er maximal 1/3 Wasser aufnehmen kann, und selbst komplett
eingeweicht noch recht leicht ist. Erde, Kokosfasern, Steinwolle oder andere
Substrate dagegen können ein Vielfaches ihres Eigengewichtes aufsaugen, und
geben das Wasser dann auch nur sehr langsam wieder ab. Wieso das relevant ist,
erkläre ich euch jetzt.
# Was sind die Vorteile? ## Pflanzen lieben es, alles andere nicht Wie gerade
schon gesagt nimmt Blähton tatsächlich nicht viel Wasser, beziehungsweise in
unserem Fall später, Nährlösung, auf. Durch die poröse Oberfläche kann diese
jedoch, wie bei einem Docht, durch die Benetzung dank des Kapillareffekts passiv
nach oben gesogen werden, wodurch das Medium konstant feucht, aber nicht nass
gehalten wird. Durch die vielen Hohlräume in und zwischen den Kügelchen sind die
Wurzeln enorm viel Sauerstoff ausgesetzt. Die Wurzeln brauchen viel Sauerstoff,
sonst ersticken sie. Je mehr, desto besser. Deshalb funktioniert Aeroponik auch
so wahnsinnig gut. Was im Volksmund als “Übergießen” bezeichnet wird, ist gar
nicht der Zu-Viel-Sein von Wasser, sondern das Zu-Wenig-Sein von Luft, weil
diese bei Erde und co. einfach vom Wasser verdrängt wird und es dann zu
anaerobischen Bedingungen kommt. Folge: die Wurzeln ersaufen, und böse Bakterien
lassen alles verfaulen. Gleichzeitig ist Blähton absolut unappetitlich für
alles, was sonst Erde futtert oder darin lebt. Erde ist für Mikroben und
Schädlinge wie ein Lebkuchenhaus, in dem sie gleichzeitig wohnen und sich von
diesem ernähren. So funktioniert sie. Sie wird zersetzt, um Nährstoffe
freizusetzen. Folge: nicht nur hat man das konstante Risiko auf Ungeziefer und
Sporenbelastung, sondern die Erde selbst wird immer kompaktierter. Deswegen muss
man auch immer wieder Umtopfen, damit die Pflanzen nicht in ihrem eigenen Dreck
stehen und daran ersticken. Blähton dagegen ist wie eine Wüste, in der es nichts
gibt. Die genannten Nachteile von Erde hat man hier nicht. Das einzige
Ungeziefer, das man sich holen kann, ist das, welches die Pflanze selbst frisst,
z.B. Blattläuse oder Schnecken.
Aber selbst diese wird man sehr einfach los. Man kann die gesamte Pflanze
einfach abduschen oder mit Pestiziden einsprühen/ darin eintauchen, und zack,
ist das alles weg.
## Inert und nachhaltig LECA ist stabil gegenüber Hitze, Kälte und Chemikalien.
Zudem bietet es null Nährwert und wird nicht abgebaut. Deswegen kann man es
beliebig wiederverwenden und sogar im Backofen backen, um alle Überbleibsel
(Wurzeln, etc.) zu verbrennen. “Null Nährwert” klingt erstmal schlecht. Aber das
ist genau das geile daran. Den Nährwert bestimmt ihr selbst! Weil es ja perfekte
Bedingungen für quasi jede Pflanze bietet, und ihr den Nährstoffbedarf dank
flexibler Anpassung der Nährlösung der Pflanzen nicht mehr berücksichtigen
müsst, braucht ihr keine Spezialerden mehr. Keine für Orchideen, keine für
Sukkulenten, keine für Tomaten, keine für was-auch-immer. Nix da. Nur Blähton.
Und Dünger. Immer der selbe. Für alles. In unterschiedlichen Verdünnungen. Sonst
nix.
## Weniger Pflegeaufwand und tschüss Ratespiele Ihr müsst viel weniger Gießen
und Umtopfen. Dadurch, dass wir ein Nährlösungsreservoir haben, dazu komme ich
gleich, reicht es oft, wenn wir nur alle paar Wochen mal gießen. Selbst im
Hochsommer musste ich nur wöchentlich. Jetzt im Winter noch weniger. Ich habe
schon knapp 60 Zimmerpflanzen alleine, gar nicht zu schweigen von meinen
Nutzpflanzen auf dem Balkon (Sommer) oder Growzelt (Winter). Wenn ich da jetzt
in jede Pflanze, inklusive Blumenampeln, fast täglich meine Finger in die Erde
stecken müsste, um zu kontrollieren, damit mir nichts vertrocknet oder ersäuft,
würde ich nie und nimmer damit fertig werden. Hier ist es nur ein kurzer Blick
auf den Gießanzeiger und ich habe Gewissheit. Da das Medium auch nicht
kompaktiert oder irgendwann ausgelaugt ist, muss ich auch deutlich seltener
umtopfen. Ich habe einige Pflanzen, die in Erde eigentlich schon längst einen
Topf größer hätten gehen sollen, aber hier juckt es sie recht wenig, da die
Nährstoffe frei transportiert werden können, weil sie ja nicht an die Erde
gebunden sind, sondern flüssig herumschwimmen. Das spart nicht nur der Pflanze
Stress ;) Ich bin beispielsweise inzwischen voll der Calathea-Fan geworden. Die
gelten ja überall als “Total die Divas” und sehen oft schon beim Kauf im
Gartencenter traurig aus. Bei mir wachsen die aber wie Unkraut und sind total
happy, obwohl ich nichts mache c:
Hanf fühlt sich damit auch total wohl. So kann ich, durch das krasse Wachstum,
das mit Hydroponik einhergeht, es mir sogar erlauben, Autoflowering-Sorten zu
toppen, was ja ansonsten eigentlich ein No-Go ist! Zudem haben sämtliche
Ratespiele ab jetzt ein Ende (oder sind zumindest vereinfacht). Ihr könnt nicht
zu viel Gießen, weil ihr euch an den Gießanzeiger haltet. Vertrocknen tut euch
nichts, solange er oberhalb von “Minimum” ist. Und dadurch, dass man im
Optimalfall immer ein pH-Meter und Leitfähigkeitsmessgerät zur Hand hat, kann
man jederzeit, wenn die Pflanze nicht so toll aussieht, oder routinemäßig,
schnell messen und direkt erkennen, wann die Pflanze langsam überdüngt sein oder
Mängel kriegen wird, oder auch mit etwas Erfahrung am pH, welche Nährstoffe
bevorzugt aufgenommen werden.
# Mein Setup Für mein Setup benötigt man folgendes:
- Wasserstandszeiger (das, und die Töpfe, kriegt man z.B. bei Dehner oder von
Leni) - Hydrokultur-Innentopf (alternativ tut es ein Orchideentopf oder Netcup
auch) - Passender Außentopf - Einen hochwertigen Volldünger. Ich benutze
Masterblend, das ist ein 2-Part-Dünger, aber theoretisch geht alles, was nicht
nur NPK, sondern auch Spurennährstoffe enthält. Ein 1/4-1/2-dosierter
Orchideendünger, wie man ihn überall findet, kann ebenfalls sehr gut
funktionieren! Meine Empfehlung ist aber immer noch ein gescheiter
Multi-Part-Hydroponikdünger. Spart da bitte nicht am falschen Fleck. Der kann
sehr günstig und trotzdem top sein. - Natürlich den Blähton :) - Und optional,
aber sehr nützlich, ein Messgerät für pH und Leitwert. Man braucht die nicht
unbedingt, aber das coole an Hydro ist ja, dass man alles messen kann. Die
kosten zusammen teils weniger als ein großer Blumentopf oder manche Pflanzen.
Tut euch den Gefallen und holt sowas. Das sieht dann am Ende so aus:
[https://slrpnk.net/pictrs/image/ef6f5839-e964-49e8-a641-07ae52053c4a.png]
[https://slrpnk.net/pictrs/image/b683c8fc-98ec-4e65-b3c9-4d34c256307e.png] #
Pflegeroutine Ich gieße immer mit Nährlösung. Dafür hab ich mir eine Vormischung
mit einem Leitwert von 3 mS angesetzt, die ich, je nach Bedarf, auf 1/3 bis gar
nicht verdünne. Normalerweise, für die meisten Pflanzen, reichen 1-1,5 mS.
Benutzt als Wasser ausschließlich mineralstoffarmes Wasser wenn möglich, z.B.
Regenwasser. Zu kalkreiches Wasser kann den pH mit der Zeit zu sehr erhöhen.
Gelegentlich spüle ich das Substrat durch, indem ich den Innentopf rausnehme und
ihn unter lauwarmen fließendes Wasser halte. Danach fülle ich die Nährlösung
wieder auf “Optimum” auf. Mehr als Optimum sollte man höchstens kurzfristig
machen. Hin und wieder kann man gerne mal die übrig gebliebene Nährlösung
testen, um zu sehen, wie sie sich vom pH und EC verändert hat. Daran gemessen
kann man gut die Düngermenge anpassen. Das Flushing ist wichtig, um vorhandene
verrottende Erdreste und Düngerrückstände im Topf auszuspülen. Damit hält man
alles schön sauber und setzt es auf Stand Null zurück. Insbesondere die
Düngerrückstände können sich mit der Zeit zu einer weißen Kruste an der
Oberfläche ansammeln, die irgendwann toxisch für die Pflanzen wird. Ansonsten
mach ich eigentlich gar nichts. Alle paar Wochen gießen (immer einfach nur
draufballern), alle paar Male flushen, und dabei auf irgendwelche
Auffälligkeiten achten. Joa… ansonsten gibt’s eigentlich nichts weiteres zu
erzählen. Wenn ihr Fragen habt, schießt gerne los! :)
Mein versprochener Guide zum Thema Blähton, und wieso er so toll ist.
Querpost von c/gruenerdaumen :)
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